Einen Satz wie "Bei uns lief eigentlich immer das Radio...", können sicherlich viele, die in den 1960er/1970er Jahren aufgewachsen sind, sagen. Denn in der damaligen Zeit gab es längst nicht so viele Unterhaltungsmöglichkeiten wie heute. Das Fernsehen steckte noch in den Kinderschuhen, im Wohnzimmer gab es zwar ein wunderschönes Röhrenradio, Marke Loewe Opta Meteor Plastik 781W, das lief aber eher am Wochenende, denn in der Woche spielte sich "das Leben" hauptsächlich in der Küche ab und dort stand nun einmal das Kofferradio, welches gefühlt immer vor sich hin "dudelte".
Ab Anfang der 1970er Jahre war das bei uns ein Blaupunkt „Derby-H“
in Silber, mit UKW, Mittelwelle, Langewelle und Kurze Welle. Und aus dem Mono-Lautsprecher erklangen die damals aktuellen Hits aus den Charts, in guter, aber auch schlechter Qualität, was aber nicht an der Musik lag, sondern an der „Welle“ über die empfangen wurde.
Der UKW-Empfang war klar und deutlich, zumindest beim Norddeutschen Rundfunk, beim Westdeutschen Rundfunk rauschte es gelegentlich etwas, aber ich war froh, dass ich ihn empfangen konnte. Auf Mittelwelle und Langewelle war dann schon mehr Rauschen dabei und auf Kurze Welle kamen dann noch das Pfeifen und andere Geräusche dazu.
1974 bekam ich meinen ersten eigenen Radiorekorder, einen Philips „Radio Recorder de Luxe 22RR622“. Jetzt konnte ich die Hits endlich auf Musikkassette aufnehmen, wenn’s auch nur Mono war, egal und ich konnte „meine“ Sendungen auch in meinem Zimmer hören.
1979 war dann die Zeit reif für die erste Stereoanlage. Das Telefunken „Musik-Center 3022“
lag unterm Weihnachtsbaum, eine sogenannte Kompaktanlage mit Plattenspieler, Kassettenrekorder und Radioteil. Wow, das war echt der Hammer.
Musikalisch hatte sich bei mir so einiges getan in den wilden 1970er Jahren. Regelmäßig geschaute Musiksendungen in der „Flimmerkiste“ waren die „Starparade“ im ZDF mit Moderator Rainer Holbe und natürlich auch die „Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck, die auch im ZDF lief.
Inspiriert durch Fernsehsendungen wie die „ZDF-Disco“ mit Ilja Richter (Was sollten eigentlich diese nicht lustigen Gesangs- und Tanzeinlagen?) und dem „Musikladen“ von Radio Bremen mit der bezaubernden Uschi Nerke und dem wunderbaren Manfred Sexauer, interessierte ich mich plötzlich für das Schlagzeug spielen. Das witzige war, dass ich auch noch das Talent dafür hatte, also wurden die leeren, damals runden Waschmittelpulverbehälter zum ersten Drumset umgebaut.
1978 stand dann ein erstes gebrauchtes Drumset aus den 1950er Jahren von Tromsa unter’m Weihnachtsbaum. Nur ein Jahr später dann ein neues Tama „Swingstar“, denn der Junge hat Talent (original Zitat meines Schlagzeuglehrers).
Erste Banderfahrungen wurden gesammelt und der Berufswunsch stand auch schon fest: Rockstar werden. Das hat leider nicht so ganz hingehauen, lag aber ausschließlich an den Plattenfirmen, die nicht bereit waren uns einen der begehrten Plattenverträge zur Unterschrift vorzulegen.
Nach gut 12 Jahren in der Osnabrücker Hardrock Band „Black Jack Co.“ wurde später dann in verschiedenen Oldie- und Tanzbands getrommelt (City Band, Vienna, Tommy & The Lucky Ones).
Musik war also immer irgendwie präsent in meinem Leben, dazu trugen auf jeden Fall die damals regelmäßig gehörten Sendungen im Radio bei.
Das waren bei mir:
Auf Kurze Welle (leider mit viel Gepfeife und Rauschen), die 4-fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg, mit den Sendungen, „die großen Acht“, „RTL 12-Uhr mittags“ und der „Hitparade von Radio Luxemburg“.
Auf Mittelwelle oder Langewelle (je nachdem, wo’s weniger störte), den Deutschlandfunk mit der Sendung „Schlagerderby“ (Moderation: Carl-Ludwig „Carlo“ Wolff), gelegentlich auch die Sendung „Der aktuelle Plattenteller“.
Auf UKW (hier gab’s den besten Empfang) wurde nicht nur gehört, sondern auch fleißig auf Musikkassetten mitgeschnitten:
Norddeutscher Rundfunk:
Die „Internationale Hitparade“ mit Wolf-Dieter Stubel.
„Der Club“ u.a. mit Günter Fink
Westdeutscher Rundfunk:
„Pop Report“ mit Günter Krenz
„Discothek im WDR“ mit Mal Sondock und natürlich die Nachfolgesendung „Mal Sondocks Hitparade“ und auch die WDR "Schlagerrallye" mit Moderator Wolfgang Neumann.
Was man heutzutage wohl mit „voll krass, Alter“ beschreiben würde, war damals die Tatsache, dass Sendungen wie die „Discothek im WDR“ oder die WDR „Schlagerrallye“, bei den Jugendlichen so beliebt waren, dass am nächstfolgenden Schultag in den Pausen über die Platzierungen und die Neuvorstellungen ausgiebig diskutiert wurde.
Tja, und nun bin ich also Musikredakteur, DJ und Moderator beim Webradioprojekt „Back in Time“, wo wir selbstverständlich die Hits spielen, die in den oben genannten Sendungen unserer Jugend gespielt wurden: die Top Hits aus 40 Jahren Musikgeschichte von 1955 – 1995, denn „Wir lieben Musik“.
Als begeisterter Rockmusikfan habe ich inzwischen einen weiteren Sender auf der Plattform laut.fm an den Start gebracht: "1000 Hits Best of Rock" - hier hört Ihr rund um die Uhr Classic Rock, Hard Rock und Heavy Metal.